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"Pieps im Schlafzimmer / Mit einem Großen
Lauschangriff wollten Fahnder einen Mord aufklären - und zeigten so,
wie damit Bürgerrechte beschnitten werden.
... Ursprünglich als Mittel im Kampf gegen Organisierte
Kriminalität propagiert, dient der Lauschangriff nach dem Willen des
Gesetzgebers mittlerweile in Wahrheit auch der Bekämpfung von ganz
ordinären Straftaten wie Bestechnung oder schwerem Raub. ... ...Verteidiger
Robert Jofer ... ...sieht durch den Lauschangriff 'die Chancengleichheit
von Verteidigung und Anklage in der Hauptverhandlung massiv verletzt'.
Wenn ein Angeklagter während des Prozesses in seiner Wohnung
abgehört werde, könne sich die Staatsanwaltschaft auf diese Weise Wissen
verschaffen, das der Verteidigung nicht zur Verfügung stehe. Zudem,
so Jofer, werde durch den Lauschangriff 'das wichtigste Recht des Angeklagten
unterlaufen: das Recht zu schweigen'. Auch das Zeugnisverweigerungsrecht
von S.(...)s Ehefrau werde 'völlig ausgehöhlt', wenn im Schlafzimmer
während des laufenden Prozesses Mikrofone plaziert würden. ...
Die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
(FDP), Ende 1995 wegen der Zustimmung ihrer Partei zum Großen Lauschangriff
zurückgetreten, sieht sich durch den Münchner Fall in ihren damaligen
Bedenken 'absolut bestätigt'. Die Rechte von Verteidigung und Angeklagten
würden, so die bayerische Bundestagsabgeordnete, 'ad absurdum
geführt'. Für Leutheusser-Schnarrenberger, die mittlerweile gemeinsam
mit Ex-Bundestagsvizepräsident Burkhard Hirsch in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde
gegen den Lauschangriff eingereicht hat, belegt das Beispiel S.(...) auch,
daß die ursprüngliche Begründung für die Einführung
des Schnüffelparagraphen, die Bekämpfung der Organisierten Kriminialität,
'von Anfang an lediglich ein Vorwand war'. Statt dessen sollte Polizei
und Justiz 'generell ein neues Mittel in die Hand gegeben werden,
um Straftaten anders verfolgen zu können' - durch Eindringen in die
verfassungsrechtlich geschützte Privatsphäre von Beschuldigten.
... Weil dessen Wellensittich 'Seda' aufgrund einer Verletzung nicht mehr
fliegen konnte, wanderte er dauernd laut piepsend in der Wohnung umher,
aus der S.(...) mittlerweile ausgezogen ist, und störte dadurch offenbar
die empfindlichen Geräte. 'Die Qualität der Aufzeichnungen
war so schlecht', notierte der zuständige Fahnder betrübt, 'daß
eine Auswertung nicht möglich war'." DER SPIEGEL 26/1999
28.6.99 S. 54 f.
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"Notorische Aufregung / Aus dem Auswärtigen
Amt wurden mehr Geheimnisse verraten als bisher bekannt. Doch die Staatsschützer
bezweifeln, daß es in Genschers Nähe einen weiteren Stasi-Maulwurf
gab.
... Seit Jahresbeginn quält sich die Bundesanwaltschaft
durch den Datenwust der von der Berliner Gauck-Behörde entschlüsselten
Magnetbänder der DDR-Spionageabteilung HVA. Die sogenannten Sira-Dateien
sind eine Art Inventarliste der an die HVA verratenen Dokumente und Informationen
(SPIEGEL 3/1999). ... Die 'Akte Genscher' enthält nur die Auswertungen
aus Sira - solche Mappen werden schon seit Monaten im Rahmen der Datenauswertung
auch zu anderen Personen oder Ministern angelegt." DER SPIEGEL 26/1999
28.6.99 S. 65 f.
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"Einigung im Streit um Stasi-Akten / Nach jahrelangem Streit sind die USA nun doch zur Herausgabe der Stasi-Akten bereit. Aber natürlich nur der sogenannten sicherheitsrelevanten. Gauck wird sein Amt aufgeben" taz 28.6.99
Kommentar:
"Tausch unter Sammlern / Neue Erkenntnisse bringt
die Stasi-Auslandskartei nicht" taz 28.6.99 S. 10
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"Auch Rot-Grün setzt auf Repression / Rolf
Gössner: Bundesregierung effektiviert staatliche Abschreckung,
statt Bürgerrechte zu entwickeln
... Kein einziges noch so 'bürgerrechtsschädigendes
Repressionsinstrument' wie etwa die Anti-Terror-Gesetze, der Große
Lauschangriff oder die Schleierfahndung sei revidiert oder wenigstens gestutzt
worden. Die erweiterten polizeilichen Eingriffsmöglichkeiten im Vorfeld
von strafbaren Handlungen ('vorbeugende Verbrechensbekämpfung') habe
die Bundesregierung ebenso kritiklos übernommen wie die Kompetenzausweisung
des BGS." ND 28.6.99
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"Schalterräume ohne Wartezeit - Arbeitsämter
werden modernisiert / Jeder Bezirk soll eigenes Amt erhalten / Bessere
Daten-Vernetzung
... Dort werden 'Kundenteams' mit jeweils zirka zwanzig Mitarbeiter
die Antragsteller zu allen Fragen beraten. ... Um den neuen Kundendienst
zu ermöglichen, sollen die Computer der verschiedenen Abteilungen
miteinander vernetzt werden, damit die Beschäftigten über alle
Anträge entscheiden können." BerlZtg 28.6.99 S. 21
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LOKALES
Berlin:
"Staatsanwaltschaft im Kreuzfeuer der Kritik / Datenschützer,
Grüne und Humanistische Union kritisieren, daß die Hintergründe
einer in einem Fernseher im Gefängnis Tegel installierten Kamera noch
nicht geklärt sind. Künast: 'Es entwickelt sich ein Schweigekartell.'
... Die stellvertretende Datenschutzbeauftragte, Claudia Schmid,
beklagt, daß sie trotz der Bitte um Stellungnahme bisher 'seltsamerweise
keine Antwort' erhalten habe. Sie wollte wissen, wer wann und wie
und warum gefilmt hat. Die Begründung der Staatsanwaltschaft
für die bisherige Nichterteilung der angeforderten Auskünfte
findet Schmid 'kurios'. Die lautet: Man könne den Fall nicht finden.
Der Datenschutzbeauftragte müsse erst Namen, Geburtsdatum und Aktenzeichen
nennen. Das sei bei Verfahren, die bereits durch Anfragen von Landtagsabgeordneten
oder durch die Presse öffentlich gemacht wurden, 'äußerst
unüblich', so Schmid. ... Insassen der Teilanstalt II hatten
am 16. Juni festgestellt, daß in einem Fernsehgerät, das
ihnen im Austausch gegen einen defekten Apparat zur Verfügung gestellt
wurde, eine stecknadelgroße Kamera installiert war. ... Die Kamera
war im Zuge eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft angebracht
worden wegen des Verdachts des Drogenhandels. ...Fraktionsvorsitzende von
Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, ... ...beklagt, daß
sich grundsätzlich die Tendenz erhöhe, bei politischen Diskussionen
den Datenschutz außen vor zu lassen. Justizsenator Körting habe
sich auf Anfrage im Rechtsausschuß dafür ausgesprochen, den
Film mit den gefilmten Häftlingen zu vernichten. Wo der sei und wer
ihn habe, wisse er allerdings nicht, berichtete Künast von der Ausschußsitzung.
Deshalb müsse man die Frage stellen, was mit dem Filmmaterial passiert
wäre, wenn die Kamera nicht entdeckt worden wäre. Der Vorsitzende
der Humanistischen Union, Roland Otte, ... ...erinnerte daran, daß
die CDU erst vor drei Wochen den Vorstoß unternommen hatte, öffentliche
Plätze durch Video überwachen zu lassen." taz 28.6.99
S. 19
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"Patienten sollen Ärzten Noten geben / Bewertet
wird alles: Von der Behandlungsqualität in bis zur Parkplatzsituation
vor der Praxis
... Initiator der Aktion ist die Kassenärztliche Vereinigung
Berlin (KV)." WELT 28.6.99 S. 33
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